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Ein Leitfaden für Presse, Medien und alle anderen auch

Transe, Geschlechtsidentität, Als Mann geboren, fühlt sich im falschen Körper… Was darf man schreiben oder sagen und was nicht? Wir klären auf!

Dieser Artikel richtet sich vor allem an die Presse, Pressevertreter, Medien und Medienvertreter, sowie an jeden anderen auch, der oder die sich dafür interessiert.

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So vermeiden Sie Fettnäpfchen und falsche Ausdrucksweisen

Die Themen geschlechtliche Vielfalt, Transgender, LGBT, Inter*- und Trans*Geschlechtlichkeit (oft fälschlicherweise auch als Transidentität oder Transsexualität bezeichnet) sind endlich in der Öffentlichkeit und in den Medien angekommen, aber es gibt viele verschiedene Begriffe, Ausdrücke und Formulierungen, die verwirrend zu sein scheinen und immer wieder falsch verwendet werden. Wenn dann auch noch redaktioneller Zeitdruck hinzu kommt, mag es sogar verführerisch sein, etwas zu vereinfachen oder der Einfachheit und Schnelligkeit halber umzuformulieren. So entstehen immer wieder Artikel, Publikationen und Medienberichte, die einfach falsch sind, weil sie falsche Begrifflichkeiten oder Formulierungen verwenden.

Aussagen wie „Transe„, „Frau in Männerkleidung„, „War früher ein Mann und lebt jetzt als Frau“, „Er würde gerne eine Frau sein“, „Fühlt sich im falschen Körper“ oder auch „Er ist im falschen Körper geboren“ sind äußerst problematisch und sorgen in der unbedarften Gesellschaft für Fehlinformation und ein falsches Bild von uns geschlechtsvarianten (transsexuellen) Personen.

Ein ganz furchtbares Beispiel kam erst kürzlich auf, als sich Elliot Page, gefeierter und Oscar nominierter Hollywood-Schauspieler und Filmproduzent, bekannt aus Filmen wie Juno, X-Men, Inception, Flatliners und seit 2019 bekannt durch die Netflixserie The Umbrella Academy, als transsexueller Mann outete. Da schrieb zum Beispiel das RedaktionsNetzwerk Deutschland:

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Deadnaming, falsche Pronomen, falsches Geschlecht. Hier ist alles falsch gemacht, was man hätte falsch machen können. Der sogenannte Deadname, auch wenn es ein sehr bekannter Schauspieler ist, hat hier nichts verloren. Elliot hat von sich selbst gesagt, er sei ein Mann. Dann hat man bei der Berichterstattung auch die richtigen Pronomen zu verwenden!

Das es auch anders geht – richtig geht – zeigt zum Beispiel die TAZ. Dies mal hier notiert als ein sehr, sehr gutes Beispiel, wie man es machen sollte!

Man liest in den Medien immer wieder mal Schlagzeilen wie, „Transfrau brutal zusammen geschlagen“ oder „Transsexueller Mann in Frauenkleidern von Jugendlichen homophob beleidigt“. Alleine in diesen beiden Schlagzeilen liegen schon gut und gerne fünf Fehler, die man natürlich erst kennen muss um sie auch beseitigen oder in Zukunft vermeiden zu können:

Der erste Fehler:
Ist es wirklich wichtig oder von überragender Relevanz, das es sich bei der ersten Schlagzeile um eine Transfrau, also wohl um eine geschlechtsvariante, eine transsexuelle Frau handelte? Ist es nicht eher Sensationsgier die dahinter steckt, solch einen Titel zu formulieren?

Die anderen vier Fehler:
Transfrau“ – Es gibt keine Transfrauen. Genau so wenig, wie es eine Grünefrau oder eine Ängstlichefrau gibt. „Trans“ darf maximal, wenn überhaupt, nur ein Adjektiv sein, das als Solches dem Subjekt voran gestellt wird: „trans Frau“
„Transsexueller Mann“ – Auch hier wieder die Frage nach der Relevanz in Bezug auf das tatsächlich Geschehene.
„Transsexueller Mann in Frauenkleidern“ – Es gibt geschlechtsvariante, also transsexuelle Männer – also Personen, die Frau-zu-Mann geschlechtsvariant sind. Diese würden aber im Leben nie Frauenkleider tragen, denn das war ihre frühere Fassade. Richtig(er) wäre hier „Transsexuelle Frau“, ohne den Zusatz was sie angehabt hat.
„Transsexueller Mann […] homophob beleidigt“ – Wenn überhaupt handelte es sich hier eher um Transphobie und nicht um Homophobie, kommt aber natürlich auch auf den genauen Wortlaut der Beleidigungen an. Zudem gibt es keine Homophobie oder Transphobie. Es ist keine Angst, keine Phobie. Es ist purer Hass, Ablehnung und Gewalt.

Sie sehen sicher die Problematik: Viele Schlagzeilen schießen weit über das Ziel hinaus oder sind einfach schon grundsätzlich falsch.

Ein weiteres, besonders schauriges Beispiel einer Schlagzeile – mit nicht zuletzt drei gravierenden Fehlern – anlässlich des Coming Outs von Chaz Bono als geschlechtsvarianter Mann, Sohn von Cher: „Früher liebte sie Frauen. Jetzt will sie lieber ein Mann sein.“

Der Schreiber dieser Schlagzeile hat tatsächlich wirklich alles falsch gemacht, was man sich nur denken kann und hat (zu dem Zeitpunkt) leider immer noch nicht verstanden, das die sexuelle Orientierung (Hetero-, Homo- oder Bisexuell) nichts mit der Geschlechtsvariante (Transsexualität) zu tun hat. Ganz davon abgesehen, stellt diese Schlagzeile den Dargestellten nicht als Mann, sondern als Frau dar. Und auch die Formulierung „will lieber“ suggeriert fälschlicher Weise, das wir geschlechtsvariante Personen eine Wahl hätten.

Cher hingegen wünschte man einen Crash-Kurs, der sie in diskriminierungsarmer, geschlechtsvariant adäquater Sprache trainiert, da sie eineinhalb Jahre nach dem Outing ihres Sohnes Chaz immer noch tief in die No-Go-Kiste griff: “Meine Tochter ist ein kluges Mädchen. Ähm, Junge”, verhedderte sie sich, “ich vergesse immer, er zu ihr zu sagen”, und weiter: „Sie ist so cool, so locker.” Cher dagegen: so ignorant, so unüberlegt.

Oder zu fragen (oder ankreuzen zu müssen), ob eine Person „heterosexuell“, „schwul“ oder „trans*/transsexuell/transgender“ sei, ist dementsprechend so sinnvoll wie die Frage, ob man mit dem Zug (schwul), dem Bus (bisexuell) oder nach Paris (trans*/transsexuell/transgender) reisen wolle. (Für dieses Beispiel sei transinterqueer.org, bzw. Jayrôme Robinet gedankt.)

Heißt es jetzt Transidentität, Transgender, Transsexuell oder Trans<Sternchen>? Oder gibt es einen völlig anderen Begriff dafür?

Was ist Richtig und was ist Falsch bei der Formulierung von Artikeln oder Medien-Berichten? Diese Seite soll hier für Aufklärung sorgen und den Journalisten, Reportern und Redakteuren eine Hilfestellung sein, endlich einmal alles Richtig zu machen und Fettnäpfchen zu vermeiden.

Begrifflichkeiten

Transgender

Der Begriff „Transgender“ wurde ursprünglich von der Medizin und der Wissenschaft ins Leben gerufen und geprägt. Er ist zwar generell korrekt, hat aber in der Gesellschaft und der Öffentlichkeit eher die unterschwellige Zugehörigkeit zur Sexuellen Orientierung (Homosexualität, Bisexualität, Heterosexualität, etc). Aus diesem Grund ziehen viele geschlechtlichsvariante Personen den Begriff „Transidentität“ vor, weil hier klar wird, das es sich um die Frage der (Geschlechts-) Identität handelt. Warum dies auch falsch ist, erklären wir etwas weiter unten. Zudem will der Begriff „Transgender“ eher eine Art Oberbegriff sein für alle Lebewesen, die sich außerhalb der Geschlechternorm fühlen oder die Geschlechter an sich in Frage stellen, ohne spezifizieren zu wollen.

Transsexualität

„Transsexualität“ ist der korrekte Begriff für Transgeschlechtlichkeit, laut Wikipedia. Die Endung „Sexualität“ bezieht sich auf das körperliche Geschlecht also die sichtbaren, äußeren Geschlechtsmerkmale. Dieser Begriff wird von einigen geschlechtsvarianten Personen abgelehnt, weil die Endung eben die körperliche Komponente hervorhebt und zur Hauptsache macht. Außerdem impliziert die Endung „Sexualität“ auch hier, das es sich um eine Sexuelle Orientierung handeln könnte, was definitiv nicht der Fall ist. Viele trans Personen bezeichnen sich aber auch gezielt als transsexuell, weil sie der Meinung sind, das es sich bei Transsexualität eben um einen Körperlichen Makel handelt, nur der Körper angeglichen werden muss, und keine soziale Angelegenheit ist.

Transidentität

„Transidentität“, „Geschlechtsidentität“, „geschlechtliche Identität“ betont, dass es um die Identifikation mit dem anderen Geschlecht und nicht um die Sexualität geht. Das Adjektiv „transident“ oder „trans“ wird heute häufig als Synonym für „transsexuell“ verwendet. Allerdings ist auch dieser Begriff zu Recht sehr umstritten. Erstens, weil er suggeriert, dass der Körper komplett unwichtig wäre, zweitens weil Identität danach klingt, als ob man es sich ausgesucht hätte, transident zu sein. Identität ist etwas, was sich im Laufe des Lebens anhand sozialer Konstrukte, Erfahrungen und Erziehung herausbildet. Man kann sich mit einem Wunsch, einer Farbe oder einer politischen Einstellung identifizieren.

Trans*

Statt Transgender, LGBT, Inter*- und Trans*Geschlechtlichkeit (oft fälschlicherweise auch als Transidentität oder Transsexualität bezeichnet) wird inzwischen immer häufiger der Begriff „Trans*“ verwendet. Er ist der Versuch, einen nicht wertenden und nicht kategorisierenden Oberbegriff für das gesamte Trans-Spektrum, für alle Trans-Begriffe zu finden.

Transe oder Transen

Transe” oder auch in der Mehrzahl “Transen”, ist eine landläufige Beleidigung für Transvestiten, Cross Dresser und DragQueens, also Männer, die sich als Frauen verkleiden um Show zu machen, Spaß zu haben oder einen sexuellen Fetisch auszuleben. Aber selbst für diese Personen ist “Transe” eine Beleidigung, genau so wie es “Nigger” für einen Menschen mit dunklerer Hautfarbe wäre.

Geschlechtsvariante Frauen sind keine Transen! Geschlechtsvariante, also transsexuelle Frauen haben einen ganz immensen Leidensdruck, der nicht selten sogar zum Suizid führt. Sie versuchen so gut wie möglich mit diesem körperlichen Problem zu leben! Die, die es schaffen damit zu leben, unterziehen sich vielen extrem aufwendigen und schmerzhaften Operationen und einer Hormonersatztherapie, um mit dem eigenen Körper ins Reine zu kommen. Einen transsexuellen Menschen “Transe” zu nennen, sorgt für tiefste, schwerste Depressionen und Selbstzweifel!

Transvestitismus oder Transvestismus

„Transvestitismus“ ist eine sehr umstrittene Bezeichnung, die für Viele Menschen in der Gesellschaft für einen Fetisch steht, nämlich sich als das andere Geschlecht der sexuellen Lust wegen zu verkleiden. Tatsächlich meint man mit diesem Begriff Transvestiten, also Menschen die sich als das andere Geschlecht verkleiden. Entweder aus einem sexuellen Fetisch heraus, oder als Kunstform wie Travestie. Mit Transgeschlechtlichkeit oder Geschlechtsvarianten hat das aber rein gar nichts zu tun.

Transfrau

Transfrau ist eine oft benutzte und dennoch sehr falsche Bezeichnung für Mann-zu-Frau transsexuelle Personen und wird leider auch von selbst Betroffenen gerne benutzt, da dort das Wort „sex“ nicht vorkommt.

Wie Eingangs jedoch beschrieben, gibt es keine Transfrauen oder Transmänner. Genau so wenig, wie es ein Blauesauto, ein Leckeresbonbon oder einen Kleinenmann gibt.

Wir sind keine Sondermenschen und wollen auch nicht als Solche behandelt werden!

Transmann

siehe „Transfrau“.

Transphobie

Transphobie ist ein häufig benutzter Begriff um die Abneigung, den Hass und auch Gewalt gegen geschlechtsvariante Personen zu betiteln. Es ist aber keine Angst, keine „Phobie“! Es ist schlicht Hass oder Gewalt.

Ein Mensch kann sich nicht aussuchen, vor etwas Angst zu haben. Man kann es sich aber durchaus aussuchen, ein Arschloch zu sein, oder nicht.

Transsexuellengesetz (TSG)

Das deutsche Transsexuellengesetz trat 1980 in Kraft. Es ermöglicht geschlechtsvarianten (transsexuellen) Menschen zum Beispiel, ihren Vornamen zu ändern oder im Personenstandsregister ihren Status von „männlich“ auf „weiblich“ – oder umgekehrt – ändern zu lassen.

Dieses Gesetz ist arg und zu Recht sehr umstritten und muss abgeschafft werden!

LGBT oder LSBT oder LSBTTIQ oder LSBTIQ

LGBT ist die Abkürzung für „Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender“ und steht für die Gemeinschaft von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern. Die Erweiterung LSBTTIQ meint zusätzlich auch noch alle geschlechtsvariante, also transsexuelle Personen, sowie Intersexuelle oder Queere Personen.

Problematische Formulierungen

„Geschlechtsumwandlung“: Es gibt keine Geschlechtsumwandlung! Niemand wandelt oder verwandelt sich in ein anderes Geschlecht! Transgeschlechtliche, also geschlechtsvariante oder transsexuelle Personen gleichen ihren Körper nur an das eigene, gewusste und bewusste Geschlecht, an ihr Gehirngeschlecht an.
Richtig wäre: „Geschlechtsangleichung“ oder „geschlechtsangleichende Operation“.

„Wie ein Mann zur Frau wird“: Ein Mann kann nicht zur Frau werden. Man kann nicht seinen Körper tauschen. Das Geschlecht befindet sich zwischen den Ohren und nicht zwischen den Beinen! Auch eine geschlechtsvariante, also transsexuelle Frau war schon immer eine Frau und wird es auch bleiben, genau so wie ein Mann mit Geschlechtsvariante schon immer ein Mann war und es immer bleiben wird. Es wird nur der Körper an das eigentliche gewusste, gehirngeschlecht angeglichen.
Richtig wäre: „Wie eine Frau ihren Körper ihrem Geschlecht angleicht“

„im falschen Körper geboren“: ist die landläufige Phrase, um alle Transgender zu beschreiben. Allerdings lehnen nicht alle Transgender ihre Körper ab und wenn, dann häufig nur Teile davon, wie zum Beispiel die Geschlechtsmerkmale.
Richtig(er) wäre: „…mit den falschen primären Geschlechtsmerkmalen zur Welt gekommen“

„wurde als Mädchen geboren“: Nur weil eine Person bei der Geburt als weiblich einkategorisiert wurde, muss sie noch lange kein Mädchen sein. Durch die Geschlechtsvarianten, also durch Transsexualität haben wir gelernt, das ein, als Mädchen einkategorisierter Mensch, durchaus eigentlich ein Junge sein kann. Das Geschlecht findet nicht zwischen den Beinen statt, sondern zwischen den Ohren.
Richtig wäre: „…wurde mit weiblichen primären Geschlechtsmerkmalen geboren“

„möchte gern eine Frau sein“: Das deutet an, dass man sich ganz einfach für ein Geschlecht entscheiden kann, wie auf einem Wunschkonzert. Niemand entscheidet sich für ein Geschlecht. Entweder man ist es oder man ist es nicht. Nur weil jemand mit falschen Geschlechtsmerkmalen zur Welt kam kann man sich nicht dazu entscheiden, das sie falsch sind und man lieber im anderen Geschlecht leben möchte. Man IST das andere Geschlecht. Kein Mensch der halbwegs bei Verstand ist, würde diesen Weg aus einer Laune heraus gehen.
Richtig wäre: „…hat ein weibliches Geschlecht und möchte ihren Körper diesem Geschlecht angleichen“

„war früher ein Junge“: Viele geschlechtsvariante Männer würden wohl eher von sich sagen, dass sie früher auch schon Jungs waren – und Frauen eben Mädchen. Wenn jemand geschlechtsvariant, also transsexuell ist, dann war man auch früher schon das, von dem man immer schon wusste, was man ist und nicht das, was die äußeren Geschlechtsmerkmale dargestellt haben mögen.
Richtig wäre: „…wurde mit männlichen primären Geschlechtsmerkmalen geboren“

„er“ oder „sie“: Man wählt immer das Pronomen für eine Person, das sie auch selbst für sich nutzt. Auch wenn es früher vielleicht mal ein anderes war.

(Alle Definitionen stützen sich vor allem auf eigene Erfahrungen)

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