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detransition jpg - VDGE e.V.

Man hört es immer wieder – detransition oder detrans. Aber was ist das und wie kommt es dazu? Was bewegt geschlechtsvariante, beziehungsweise vermeintlich transsexuelle Menschen dazu, den schwierigen Weg der Transition abzubrechen oder gar wieder rückgängig machen zu wollen? Der Versuch einer Erklärung…

Das Thema Detransition ist schwierig. Nicht weil es schwierig zu erklären wäre, sondern weil es von den Medien und der Gesellschaft jedes Mal ausgeschlachtet wird und als einer der Hauptgründe angesehen wird, jungen Menschen die Transition zu verweigern.

Die Transition. So nennen wir den Weg mit Beginn des Coming Outs bis hin zu den geschlechtsangleichenden Operationen. Die Transition ist der Weg hin zum körperlich angepassten Geschlecht.

Die Transition – Der Weg den wir gehen müssen

Dieser Weg ist nicht leicht. Vor allem durch die Gesetzgebung und gewisse Lei[d|t]linien oder Richtlinien wird uns dieser Weg der Transition besonders schwer gemacht. Dies beginnt mit dem vermaledeiten Alltagstest, der immer noch von uns verlangt wird, geht über die zwei unabhängigen Gutachten die oftmals gar nicht so unabhängig sind und für die wir menschenunwürdige und Diskriminierende Fragen beantworten und Aufgaben erfüllen müssen und endet bei den Vorgaben und Richtlinien die wir erfüllen müssen um endlich in unserem Geschlecht, von dem wir selbst wissen, dass es unser Geschlecht ist, leben zu können.

Der Alltagstest

Der Alltagstest wird von uns leider immer noch verlangt. Glücklicherweise nicht von allen Psychotherapeut*innen, aber noch von viel zu vielen.

Der Alltagstest soll die „Lebbarkeit im Zielgeschlecht“ feststellen. Dazu müssen Menschen die die Hormon-Ersatz-Therapie beginnen möchten, vorab, um die dazu benötigte Indikation, also die Diagnose zu bekommen, bereits ein Jahr lang in der Geschlechterrolle leben, der sie sich zugehörig wissen.

Ein geschlechtsvarianter Mensch also, der den Weg von Mann zu Frau gehen möchte, bereits die Hälfte seines Lebens in der männlichen Geschlechterrolle gelebt hat und sich dementsprechend bewegt, spricht und gibt, soll nun auf einmal von 0 auf 100 Prozent als Frau herumlaufen, Frauenkleider und -Schuhe anziehen und sich schminken. So soll er in der Öffentlichkeit, im Job auf der Arbeit oder zum einkaufen gehen.

Ein Mensch der – verzeiht dieses sehr übertriebene Rollenbild eines „ganzen Kerls“ – Oberarme wie Arnold und längst nicht mehr alle Haare auf dem Kopf hat, läuft wie ein Gorilla und spricht wie mit 2 Promille am Stammtisch seines Fußballclubs, der soll nun auf einmal als Frau herumlaufen, damit er die Hormone bekommt und seinen Weg als geschlechtsvarianter Mensch beginnen darf.

Es dürfte ziemlich klar sein, dass dieser Mensch sich in der Öffentlichkeit, bei seinen Freunden, bei seiner Familie nur lächerlich machen kann, seine Familie, seine Fraunde vermutlich verliert, seine Ehe verliert und so ganz sicher nicht die „Lebbarkeit im Zielgeschlecht“ erfahren kann!

Solch ein Mensch wird alles verlieren was er sich erarbeitet hat. Seine Familie, seine Ehe, seinen Job, seine Freunde.

Die Gutachten zur Vornamens- und Personenstandsänderung

Hat dieser Mensch diese Hürde des Alltagstests geschafft, hat seine Hormone bekommen und möchte nun endlich auch seinen Vornamen und seinen Geschlechtseintrag ändern lassen, so stehen ihm direkt die nächsten Hürden bevor.

Die sogenannte VÄ/PÄ, beziehungsweise Vornamens- und Personenstandsänderung nach dem Transsexuellengesetz verlangt ein ordentliches, öffentliches Gerichtsverfahren am Amtsgericht, verbunden mit zwei unabhängigen Gutachtern, die über dich hinweg bestimmen, ob du Mann oder Frau bist. Nein, Du wirst nicht gefragt!

Um diese Gutachten über dich und dein Geschlecht zu erstellen werden dir Aufgaben auferlegt und Fragen gestellt, die nicht nur deutlich unter die Gürtellinie gehen, sondern oft auch einfach menschenunwürdig, menscenverachtend, diskriminierend und extrem sexistisch sind.

So wird man zum Beispiel gebeten, den Pulli oder die Bluse auszuziehen oder einen Ball zu fangen. Warum? Nun, weil Frauen und Männer das wohl angeblich auf unterschiedliche Art und Weise tun.

Dies nicht genug, so werden uns Fragebögen vorgelegt, die extremst sexistisch sind und die extremsten Klischees bedienen, Voruteile bestätigen oder widerlegen sollen.

So werden wir in diesen Fragebögen gefragt, ob wir auf Sex mit Kindern oder Tieren stehen. Wir werden gefragt, ob wir unseren Bruder oder unsere Schwester sexuell anziehend finden. Wir werden gefragt, ob wir häufiger masturbieren, Selbstbefriedigung machen, und… und… und.

Hat der Alltagstest nicht bereits manche von uns in die Knie gezwungen, so sind diese Fragen, Aufgaben und Fragebögen definitiv geeignet dazu, sowieso schon sehr labile und suizidgefährdete Menschen noch weiter zu demütigen und – ja, auch in den Tod zu treiben!

Hat man diese Hürden ebenfalls geschafft, muss man hoffen und beten, dass beide Gutachten auch wirklich positiv ausfallen und der Richter gnädig genug ist, der Vornamens- und Personenstandsänderung zuzustimmen.

Oft zwingen auch einfach nur die Kosten dieses Gerichtsverfahrens einen Menschen in die Knie.

Die Vorgaben und Richtlinien für Medizinische Maßnahmen

Die nächsten Hürden lassen nicht all zu lange auf sich warten.

Hat man durch die Hormone zum Beispiel nicht genügend Brust bekommen und fühlt sich deshalb nicht so ganz als Frau die man ist, so hat man die Möglichkeit, einen Brustaufbau von der Krankenkasse bezahlt zu bekommen.

Aber natürlich nur, wenn man nach 24 Monaten Hormone kein A-Körbchen erreicht hat. Hat man nur minimal mehr, so muss man darauf verzichten und mit einer sehr kleinen Brust, die nicht zu einer 185cm großen und breit gebauten Frau passt.

Die geschlechtsangleichende Operation bekommt man natürlich auch nur mit einem Fachärztlichen Indikation und einem Gutachten. Glücklicherweise kann man hierzu, auch wenn es eigentlich nicht so vorgesehen ist, eines der Gutachten von der Vornamens- und Personenstandsänderung hernehmen. Funktioniert das nicht, so steht man vor erneuten, riesigen Hürden und weiteren Kosten.

Ob dann die geschlechtsangleichende Operation auch wirklich gelingt und das Ergebnis ein Solches es, mit dem man sich zeigen kann und will, sei dann auch noch mal dahingestellt. Oftmals geht die Orgasmusfähigkeit verloren, Nerven gehen kaputt und auch optisch sieht es oft nicht so aus, wie man sich eine Vagina vorstellt.

Gleiches gilt ganz insbesondere vor allem auch bei den Männern, also von Frau zu Man transsexuellen Menschen. Das was da unten als Penoid angenäht wird, sieht optisch oft nicht so aus, wie man sich einen Penis vorstellt. Und auch die Funktionalität ist schlicht nicht gegeben. Die Eichel bleibt oft gefühllos, es entstehen Fisteln, Wundheilungsstörungen und Vieles mehr.

Gerade bei den Männern ist es auch mit ein oder zwei Operationen nicht getan. Bis dort unten alles so ist, wie es medizinisch sein soll, können durchaus acht, neun oder zehn Operationen notwendig werden.

Die Detransition – Detrans

Was ist nun die Detransition oder auch detrans? Wie kommt es dazu? Was bewegt Menschen dazu, diesen langen und schwierigen Weg der Transition abzubrechen, eine Detransition durchzuführen und wieder in der vorherigen Geschlechterrolle weiterleben zu wollen?

Eines möchte ich hier einmal unmissverständlich klar stellen. Menschen die detransitionieren sind selten! So selten, dass sie nicht als Argument gegen eine Transition – auch im jungen Alter – herangezogen werden können oder dürfen!

Statistische Erhebung – Aber nur geschätzt

Man sagt heute, dass auf ca. 200 – 300 Menschen mindestens ein geschlechtsvarianter, transsexueller Mensch dabei ist. Das entspricht also einer Prozentzahl von immerhin rund 0,5 Prozent an der Gesamtbevölkerung. In Deutschland wären das also, bei 82 Millionen Einwohnern, rund 400.000 transsexuelle Menschen (nach unten gerundet).

Ein langjähriger Moderator des bekanntesten und größten Internetforums für transsexuelle Männer, sagte mir letztens, dass er selbst nach 15 Jahren seiner Moderatortätigkeit in diesem Forum und bei rund 9.500 Mitgliedern in diesem Forum, gerade einmal von drei (3!) Menschen weiß, die während dieser 15 Jahre detransitioniert haben.

Das wären – bei den transsexuellen Männern – ein jährlicher Prozentsatz von rund 0.002 % (0.03 % von 9500 geteilt durch 15 Jahre).

Bei rund 200.000 transsexuellen Männern in Deutschland, würden also dann jährlich nur ungefähr rund 4 Menschen detransitionieren.

Natürlich ist dies keine echte, statistische Erhebung sondern eine reine Schätzung aufgrund der vorliegenden Zahlen. Aber ich denke, dass es eine durchaus sehr realistische Schätzung ist.

Wenn wir nun einfach vom Doppelten ausgehen, da wir die Frauen ja jetzt außer Acht gelassen haben, sind wir bei 8 Menschen, die jährlich in Deutschland detransitionieren. Ich persönlich bin zum Einen der Meinung, das weniger Frauen als Männer detransitionieren, habe dafür aber keine Zahlen, zum Anderen, dass 8 Detransitionen von 400.000 Menschen in Deutschland sicher nicht zu vernachlässigen sind, aber „den Kohl auch nicht fett machen“.

0.002 Prozent (0.02 Promille), also 8 von 400.000 transsexuellen Menschen machen jährlich in Deutschland ihre Transition rückgängig.

Um ehrlich zu sein ist das mehr, als womit ich selbst gerechnet hatte. Wenn ich einen Artikel schreibe, recherchiere und berechne sich solche Dinge quasi on the fly, während des Schreibens. Ich wusste also bis hier hin auch nicht, was für eine Zahl herauskommen würde.

Trotzdem ist es eine Zahl, die mich in keinster Weise erschreckt. Das es Menschen gibt die ihre Transition rückgängig machen wollen, ist jedem klar und ich selbst kenne zwei davon persönlich. Dies ist aber bei meinem Bekanntheitsgrad und Aktivisimus auch nicht groß verwunderlich.

Die Gründe für eine Detransition

Wir wissen nun, dass jährlich in Deutschland ungefähr 8 Personen ihre Transition rückgängig machen wollen. Aber warum ist das so?

Liest man sich die Geschichten durch, die es von detransitionierenden Frauen oder Männern gibt, so werden zwei Themen ziemlich schnell klar:

Zum Einen erfolgte bei den Betroffenen kaum eine Selbstreflektion – weder in der Begleittherapie mit der oder dem Therapeuten, noch in eventuellen (Peer)Beratungen. Und zum Anderen wurden bei diesen Betroffenen psychische Mit-Ursachen überhaupt nicht beachtet oder abgefragt. Es fällt auf, dass viele Betroffene davon erzählen, dass ihr Wunsch nach Transition und den Hormonen einfach als gegeben hingenommen wurde und oft sehr bereitwillig – zu bereitwillig und zu schnell die Indikation für die Hormone ausgestellt wurde.

Wir bei der VDGE e.V. machen das anders. Bei unseren Peerberatungen gehen wir auf den oder die Betroffene*n ein, lassen uns von Kindheit und Pubertät erzählen und durchleuchten alle Aspekte, die den Wunsch nach Transition hervorrufen können.

Wir wollen die eh schon immens großen Hürden der Transition nicht noch vergrößern, im Gegenteil! Trotzdem muss man darüber nachdenken, insbesondere die Selbstreflexion anzustoßen und eventuelle andere Ursachen auszuschließen.

Daneben gibt es aber auch noch andere Gründe, die ebenfalls ausschlagebend sein können, insbesondere, wenn man in der Transition bereits weiter fortgeschritten ist:

Zieht man in Betracht, wie schwierig der Weg der Transition ist, mit all den oben genannten menschenunwürdigen, diskriminierenden Hürden und auch den Kosten, so sind ein paar wenige Detransitionierende nicht mehr groß verwunderlich.

Wenn man sich dann auch noch überlegt, wie viele Faktoren es gibt um nach der Transition, nach den Operationen oder mit den Hormonen und was für Arbeit diese geleistet haben, glücklich mit sich selbst, mit dem eigenen Körper zu werden, so sind 8 von 400.000 wirklich sehr, sehr wenig.

Es gibt viele, viele Beispiele, wo wegen deutlich nebensächlicheren Dingen Menschen sterben oder irgendetwas Leben einschneidendes bereuen.

All diese Hürden, die ich oben aufgezählt habe, all diese Probleme die ein Mensch auch nach den Operationen mit sich selbst haben könnte, all das führt dazu, dass man ständig über sich selbst nach denkt. Und manche, sehr, sehr wenige kommen dann eben zu dem Schluß, dass ihr Leben vorher besser war.

Dies bedeutet aber nicht, dass die Transition, die Hormone, die Operationen falsch waren. Dies bedeutet nur, dass sie für sich beschließen, in ihr früheres Leben zurück zu wollen.

Warum? Nun es kann an den oben beschriebenen Hürden oder an der Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper liegen. Es kann aber weitere, viele weitere, andere Gründe dafür geben.

Der drohende Verlust von Frau oder Kindern, Familie. Der drohende Verlust der Arbeitstelle. Die Diskriminierung, das ständige angestarrt werden in der Öffentlichkeit. Die eigene Religion oder die Religion der Familie. Es gibt so viele Gründe, warum ein Mensch den Weg abbrechen könnte.

Und genau deshalb ist es völlig irrwitzig, eine eventuell drohende und doch sehr unwahrscheinliche Detransition als Argument gegen eine Transition herzunehmen oder jungen, transsexuellen Menschen damit Angst einjagen zu wollen.

Fazit

Eine Detransition lässt sich sehr einfach vermeiden. Es muss bereits vor der Transition, spätestens jedoch mit Beginn der Hormon-Ersatz-Therapie absolut klar sein, welche Risiken drohen, welche Hürden man überwinden muss und wie das Leben vor allem nach der Transition aussehen kann.

Es muss spätestens mit Beginn der Hormon-Ersatz-Therapie absolut klar sein, dass dies kein leichter Weg wird und dass sich das Leben in keinster Weise verändert.

Es muss klar sein, dass die geschlechtsangleichenden Operationen kein Allheilmittel sind! Das Leben, der Mensch verändern sich nicht. Man bleibt derselbe Mensch mit denselben Problemen, denselben Schulden, derselben Familie oder derselben Religion.

Dabei hilft allerdings kein Alltagstest! Der Alltagstest zeigt nur eine Momentaufnahme. Er zeigt nur wie man sich als vermeinticher Mann mit dunkelgrauem Bartschatten in Frauenkleidern lächerlich machen kann. Er zeigt nur, wie man als vermeintliche Frau mit Doppel D und einem eindeutig weiblichen Gesicht von der Öffentlichkeit, den Freunden und Verwandten in der Luft zerrissen wird.


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3 Comments

  1. Es gibt wohl um einiges mehr Detransitionierer, als hier geschätzt wird. Wäre schon echt komisch, wenn ich alle Detransitionierer eines Jahres kennen würde ;).

    Ich stimme allerdings zu, dass zumeist eine unzureichende Therapie dahintersteckt. Zum Beispiel wurde bei mir eine Traumafolgestörung nicht erkannt. Das kann dann insgesamt ziemliche Konsequenzen haben.

    Allgemein würde ich sagen, sollten Alterativen zur Transition aufgezeigt werden. Das hält Personen, für die die Transition der richtige Weg ist, nicht davon ab zu transitionieren. Aber es zeigt Alternativen für Personen auf, für die es eben nicht der richtige Weg ist. Ich finde es muss hierbei stark zwischen Transmännern und Transfrauen unterschieden werden, da Ursachen unterschiedlich sein können. Es sollte bei Transmännern auf zu vorige Magersucht/Bulimie geachtet werden oder sonstige Erscheinungsformen von Körperdysmorphie. Auch ist Autismus bei AFAB zu wenig erforscht.
    Generell sollte darauf geachtet werden, dass keine Traumafolgestörung vorliegt, keine Zwangsgedanken vorliegen, keine Depression vorliegt, keine Körperdysmorphie vorliegt, keine Dissoziative Störung (häufig aufgrund eines Traumas) vorliegt und dass Homophobie, Misogynie und GNC-phobie (gender non konform) keine Ursachen für den Transitionswunsch sind. Das ist natürlich eine ziemliche Liste. Allerdings hätte man z.B. bei mir die Zwangsgedanken auch locker per Fragebogen erkennen können.

    Ich finde gut dass in dem Artikel davon geredet wird, dass Transition kein Allheilmittel ist. Das wird viel zu häufig behauptet und ja, nach der Transition ist man vor allem immer noch man selbst und man wird sich selbst dadurch auch nicht los. Daher ist eine stabile Psyche bereits vor der Transition wichtig.

    Es brauch dringend auch Beratungsstellen, die Personen bei Detransition zur Seite stehen können. Fragen zur körperlichen Gesundheit, Fragen zur psychischen Gesundheit und Fragen bezüglich Detransition hinsichtlich z.B. notwendiger Hormonersatztherapie kommen hier häufig auf.

  2. Guten Tag Frau Löhner,
    warum werden Menschen mit einer Unsicherheit in ihrer Geschlechtsidentität von Ihnen auf Transition geradezu eingeschworen? Ich zitiere aus Ihrem obigen Artikel, Sie schreiben: „Die Transition – Der Weg den wir gehen MÜSSEN“ und „Eines möchte ich hier einmal unmissverständlich klar stellen. Menschen die detransitionieren sind selten! So selten, dass sie nicht als Argument gegen eine Transition – auch im jungen Alter – herangezogen werden können oder dürfen!“
    Wollen Sie den betroffenen Menschen einreden, sie sollten alle eigenen Zweifel an einer Transition einfach wegwischen? Warum arbeiten Sie hier GEGEN eine dialektische Auseinandersetzung der Betroffenen mit dem facettenreichen Thema?

    Vielleicht halten Sie sich ja aber für eine Art Trainerin, die Ihre Schützlinge für die Psychiater*innen-Termine fit machen will: Bloss keine Zweifel zeigen, sonst bekommst du die Diagnose nicht?!
    Sie animieren hier die Betroffenen, mulmige Gefühle bzgl. einer möglichen Transition zu verdrängen. Sie bieten damit den Betroffenen an, die Verantwortung für deren Entscheidung zur Transition an Sie abzugeben, sich auf Ihr Wort zu verlassen, eigene Zweifel pauschal wegzuschieben. Wenn Sie dann den „schweren Weg“ beschreiben, klingt es wie eine Heldenmission, auf die man gehen MÜSSE.
    Damit fördern Sie abhängige Enscheidungen. Sie verhalten sich wie eine Missionarin, die glaubt, ihre Heilslehre sei für alle Betroffenen das Beste. Das nennt man Verbreitung von Ideologie, das ist autoritär. Wenn Sie den Betroffenen wirklich helfen wollen, wovon ich ausgehe, …. warum dann nicht die selbstständige dialektische Auseinandersetzung derselben unterstützen – anstatt zur Verdrängung widersprüchlicher Gefühle aufzurufen?
    Mit freundlichen Grüßen,

  3. Internationale Studien zeigen sehr wohl, dass eine wesentlich höhere Anzahl an Personen die Geschlechtsangleichung rückggängig machen und noch mehr diese bereuen, aber den noch beschwerlicheren Weg zurück nicht auf sich nehmen. Dennoch ist es eine absolute Minderheit und dies, so meine Meinung, liegt an den von Ihnen verteufelten Hürden. Ich bin schwul und habe physische und psychische Gewalt und Angst auf meinem Weg zur Akzeptanz erfahren müssen, aber dies war für mich immer der Beweis, dass es für mich die einzige Möglichkeit war und ist. Und aus dieser Erfahrung vermute ich, dass dies auch für den aus meiner Sicht wahrscheinlich noch viel unangenehmeren Weg der Transition gilt. Dennoch gibt es noch Menschen, für die es sich als Fehler herausstellt und wenn man sich zusätzlich auch noch die Selbstmordraten ansieht scheint dieser Weg leider bei viel zu vielen dennoch nicht zu helfen. Wenn jetzt die Transition viel leichter würde, wird die Zahl jener, welcher diesen Schritt aus den falschen Motiven gehen auch entsprechend stark steigen. Daher sollten diese „Test“ nicht verteufelt und abgeschafft oder erleichtert werden sondern in Abstimmung mit Betroffen bei ähnlicher Beschwerlichkeit menschenwürdiger und zielführender.

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